Hämmern, Betonieren, Café trinken, Präsis und Excels pimpen, durchstarten und nebenbei instafähige Snaps knipsen
Am Münchner Ostbahnhof lässt sich im Werksviertel städtebaulich visionierte und politisch akzeptierte Zukunft beim Entstehen beobachten. Digitalisierung auf bayrisch, inkl. Start-Ups & Blockchain, loftiges Wohnen, Urban Gardening, inkl. Schafe auf’m Dach, Individualdesignhandwerk, Bio-Veganes Essen neben bayrischer Fleischküche auf dem Knödelplatz. Inszenierte Hüttenromantik, neben London nachahmender Bürohausatmosphäre und New Yorker New Work Style.
Gemütliche und sympathische berliner Impro-Seecontainer-Umgebung begrüßen den Besucher und speisen das von Großstadt-Konsum-Wüsten gelangweilte Wesen, nach Abwechslung dürstend. Dahinter ragt ein Büro- und Unterhaltungsgebäudesammelsurium verschiedener Gewerke und architektonischer Münder. Alles atmet den Münchner Entwicklungstopos: Kreativ, nebeneinander, g‘schäftig, vielfältig und auf jeden Fall vorwärts. Geplant, gewollt, vorhersehbar. Absehbar auch der Erfolg des Geländes mit dem Glück, der zukünftige Standort für Münchens großes Konzerthaus zu sein.
Es schwant der Mut der Stadt München und verschiedener Unternehmerdynastien (z.b. Pfanni) und Immobilienentwicklern den großen Wurf zu wagen, zwischen den Gebäuden hindurch. Respekt. Es ist beeindruckend, überflutend und nach einer Weile auch wieder langweilig, eben doch, weil der Plan erfassbar ist, Zwischenmenschlichkeit und Kreativität ihre festen Plätze haben. Immerhin. Die wenigen Kreativen, die sich noch nicht am kapitalvermehrenden Kunst-Pop-Kultur Geschehen beteiligen, sind dort, wo sie auch gesamtgesellschaftlich mäandern. Am Rand. Trend- und Bruchlinien einer Gesellschaft werden sichtbar.
Es ist ein Eindruck. Der letzte Besuch 5 Jahre her. Wenige Stunden Aufenthalt. Dieser in Wandlung befindliche Ort, sich der Erfahrung auszusetzen, sich selbst ein Bild davon zu machen, wie der Plan einer Pop-Konsum-Kultur orientierten Wirtschaft und Stadtgesellschaft aussehen kann – es lohnt sich. Lädt dazu ein, sich die Fragen zu stellen: Wo führt das hin? Und was kommt danach? Wie wollen wir leben?